Es war Ende November, als sich eines Tages ein Geschenk in unserem Briefkasten befand. Wir packten es aus, denn offenbar war es für die Kindergartenkinder.
Ein Buch mit vielen tollen Geschichten sollte uns die Adventszeit verschönern. Von wem es war, wussten wir aber leider nicht.
Am nächsten Tag entdeckten wir eine kleine, geheimnisvolle Tür an der Wand zur Bauecke. Neben der Tür hing ein Mini-Briefkasten. Was war da denn los? Wir wunderten uns sehr, denn die Tür war verschlossen.
Doch das Geheimnis wurde gelüftet, als wir einen Brief entdeckten, der „An die Kinder“ gerichtet war. Und wir staunten, was wir darin lasen. Ein Weihnachtswichtel ist über Nacht bei uns eingezogen. Er wurde als Helfer in der Weihnachtszeit zu uns geschickt und sollte bei uns wohnen. Er bedankte sich schon im Voraus für unsere Gastfreundschaft und hat uns verraten, dass er uns das Buch als Geschenk mitgebracht hat.
Ihr Kinder habt das sehr spannen und nett gefunden und dem Wichtel viele hübsche Geschenke gebastelt und gemalt.
Der Wichtel teilte uns in seinen Briefen mit, dass es ihm bei uns sehr gut gefällt und er richtete sich nach und nach häuslich ein. Er legte sich einen Weg an, stellte Weihnachtsbäume auf und schmückte seinen Eingang weihnachtlich mit Kugeln und Lichterketten.
Einmal hat er sich auch über uns beschwert. Das war als der Nikolaus da gewesen ist. Wir waren wohl sehr laut und keiner hatte zugehört. Er musste sich Watte in die Ohren stecken, um den Lärm auszuhalten. Damals überlegte er sich, ob er sich ein anderes Plätzchen sucht und wieder auszieht.
Doch sein Ärger war anscheinend schnell wieder verflogen, denn eines Tages lagen vor seiner Türe viele Nüsse, die er mit uns geteilt hatte.
Tagsüber hat der Wichtel anscheinend immer geschlafen, doch in der Nacht wurde er aktiv. Als wir einmal morgens in den Gruppenraum kamen, waren überall Bügelperlen. Auf dem Tisch und dem Boden waren sie verstreut. Und wir vermuteten gleich, dass der Weihnachtswichtel sein Unwesen getrieben hatte. In seinem nächsten Brief teilte er uns dann auch mit, dass es riesigen Spaß gemacht hat, Fußball mit den Bügelperlen zu spielen.
Ein anderes Mal kamen wir morgens in die Kinderküche und bekamen einen Schreck, denn das Chaos war perfekt. Auf dem Tisch lagen eine Zuckertüte, eine Kakaopackung und Plätzchenformen durcheinander. Der Boden war über und über mit Mehl bestreut und es machte den Anschein, dass hier wohl jemand backen wollte.
Doch wir ahnten gleich, wer das gewesen sein ist, denn im Kakao waren winzig kleine Fußspuren zu erkennen, die bestimmt vom Weihnachtswichtel waren.
Und prompt fanden wir auch wieder einen Brief, der dies aufgeklärt hat.
Der Wichtel schrieb, dass er für uns Plätzchen backen wollte, dabei die Packung Mehl auf den Boden gefallen ist; er dann gemerkt hat, dass er die Butter vergessen hatte; die Kakaopackung umgekippt und er noch versehentlich in den Kakao gestampft ist. Dann hatte er keine Lust mehr zum Backen und ist ganz enttäuscht ins Bett gegangen.
Nachdem wir das Chaos beseitigt hatten, haben wir Butter besorgt und zusammen Plätzchen gebacken. Als Überraschung haben wir ein paar davon vor die Wichteltür gelegt.
Die Plätzchen haben dem Wichtel anscheinend sehr gut geschmeckt, denn es waren am nächsten Morgen nur noch ein paar winzige Brösel übrig.
Weihnachten rückte näher…….wir verabschiedeten uns in die Weihnachtsferien. Was wird wohl aus dem Weihnachtswichtel? Ist er noch da, wenn wir nach den Ferien wiederkommen?
Tja, nach den Weihnachtsferien sind dann ein paar einzelne Kinder in die Notbetreuung zurückgekommen. Alle anderen Kinder mussten wegen des Corona-Lockdowns zu Hause bleiben.
Und diese Kinder bemerkten bald, dass die Wichteltüre verschwunden war. Nichts erinnerte mehr daran, dass dort an der Wand zur Bauecke mal eine Tür mit Vorgarten war – als hätte sie sich in Luft aufgelöst.
Doch es lag ein Brief genau an der Stelle.
Natürlich war er vom unserem Weihnachtswichtel. Er berichtete, dass er wieder ausgezogen sei, da die Weihnachtszeit vorbei ist. Er bedankte sich für die schöne Zeit, die vielen gemalten Bilder und Basteleien, den Spaß mit unseren Spielsachen und die leckeren Plätzchen.
Und er meinte, dass er vielleicht im nächsten Jahr wieder zu uns kommt. Wir sollen in der Adventszeit Ausschau halten. Sehen wir irgendwo eine kleine geheimnisvolle Tür, ist er wieder da – unser Weihnachtswichtel.